april 18, 2024

Die Nutzung einer privaten Kfz-Versicherung für ein gewerblich genutztes Fahrzeug ist keine Sparmaßnahme, sondern eine unsichtbare Zeitbombe für Ihr Unternehmen.

  • Im Schadensfall droht Leistungsverweigerung durch den Versicherer und persönlicher Regress gegen Geschäftsführer und Fahrer.
  • Standardpolicen decken weder die transportierte Ladung noch die spezifischen Risiken von Arbeitsmaschinen oder internationalen Transporten ab.

Empfehlung: Lassen Sie umgehend eine professionelle Risikoanalyse Ihres Fuhrparks durchführen, um existenzbedrohende Deckungslücken zu schließen.

Jeder Unternehmer kennt das Szenario: Ein neues Fahrzeug wird für den Betrieb angeschafft, sei es ein Transporter für den Handwerker, ein Kombi für den Außendienst oder ein Kleinwagen für Lieferdienste. Die erste logische Überlegung scheint oft, eine möglichst günstige Versicherung abzuschließen. Viele greifen dabei auf ihr Wissen aus dem privaten Bereich zurück und vergleichen Tarife, als handele es sich um ihr eigenes Auto. Doch genau hier beginnt ein gefährlicher und weit verbreiteter Irrtum, der im schlimmsten Fall die Existenz des gesamten Unternehmens bedrohen kann.

Die gängige Annahme ist, dass ein Auto ein Auto ist. Man konzentriert sich auf Kaskoschutz und Schadenfreiheitsrabatte. Was jedoch systematisch übersehen wird, ist, dass die Regeln des Spiels sich fundamental ändern, sobald ein Fahrzeug zum Arbeitsmittel wird. Die Risiken sind nicht mehr nur Blechschäden oder Diebstahl; sie umfassen Betriebsunterbrechungen, Haftungsfallen gegenüber Kunden und eine drastisch veränderte Rechtsprechung bezüglich der Fahrerhaftung. Die wahre Gefahr lauert nicht im sichtbaren Unfall, sondern in der unsichtbaren Deckungslücke einer unzureichenden Police.

Dieser Artikel durchbricht die oberflächliche Betrachtung von Kfz-Versicherungen für Unternehmen. Statt nur zu sagen, “Sie brauchen eine gewerbliche Police”, werden wir die verborgenen Risiken Schicht für Schicht aufdecken. Wir analysieren, warum eine Privat-Police im Ernstfall wertlos ist, welche spezifischen Schutzmechanismen für Ladung und Maschinen unverzichtbar sind und wie Sie Ihren Fuhrpark von einem reinen Kostenfaktor in ein abgesichertes und effizient gemanagtes Profit-Center verwandeln. Es ist an der Zeit, die unsichtbare Zeitbombe in Ihrem Fuhrpark zu entschärfen.

Um Ihnen eine klare Orientierung durch die komplexen Aspekte der gewerblichen Fahrzeugversicherung zu geben, gliedert sich dieser Leitfaden in präzise Themenbereiche. Die folgende Übersicht führt Sie systematisch durch die entscheidenden Punkte, die jeder Unternehmer und Flottenmanager kennen muss.

Privat oder Gewerbe? Der kleine Unterschied in der Police mit den großen Folgen im Schadensfall

Der entscheidende Unterschied zwischen einer privaten und einer gewerblichen Kfz-Police liegt in der Risikobewertung des Versicherers. Eine private Nutzung impliziert vorhersagbare Muster: Fahrten zur Arbeit, zum Einkaufen, in den Urlaub. Eine gewerbliche Nutzung hingegen bedeutet höhere Kilometerleistungen, Fahrten unter Zeitdruck, wechselnde Fahrer und oft den Transport von Waren oder Werkzeugen. Diese erhöhte Risikoexposition ist der Grund, warum eine als “privat” deklarierte Police für ein Firmenfahrzeug im Schadensfall zu einer Katastrophe führt. Der Versicherer kann die Leistung wegen einer sogenannten “Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht” komplett verweigern. Das bedeutet: Sie haben jahrelang Beiträge gezahlt, stehen aber am Ende ohne Schutz da.

Die Konsequenzen sind gravierend. Nicht nur, dass Ihr Unternehmen die Kosten für den eigenen Schaden und den des Unfallgegners vollständig selbst tragen muss. Es droht auch der persönliche Regress gegen den Geschäftsführer. Noch kritischer wird es bei der Haftung des Fahrers. Während im Privatleben oft nur Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit relevant sind, gelten im Arbeitsrecht strengere Maßstäbe. Bei mittlerer Fahrlässigkeit trägt der Arbeitnehmer durchschnittlich 50% des Schadens, wie die deutsche Rechtsprechung zeigt. Ohne eine korrekte gewerbliche Police, die diese Szenarien abdeckt, entsteht eine immense finanzielle und rechtliche Haftungsfalle für Fahrer und Unternehmen.

Fallbeispiel: Die teure Falschbetankung

Ein Mitarbeiter betankt versehentlich einen Diesel-Firmenwagen mit Benzin und verursacht einen Motorschaden. Viele würden dies als klassischen Kaskoschaden ansehen. Der Bundesgerichtshof (BGH) wertet eine Falschbetankung jedoch als grobe Fahrlässigkeit und nicht als Unfallschaden. Das Resultat: Weder die Kaskoversicherung des Arbeitgebers noch der Arbeitgeber selbst müssen für den Schaden aufkommen. Der Fahrer haftet persönlich und in voller Höhe für die Reparaturkosten, die schnell mehrere tausend Euro betragen können.

Ihr Aktionsplan: Korrekte Deklaration der Fahrzeugnutzung sicherstellen

  1. Fahrtenbuch führen: Dokumentieren Sie präzise die Anteile der betrieblichen versus privaten Nutzung, um eine klare Datengrundlage zu haben.
  2. Nutzungsschwelle prüfen: Bei einer überwiegend betrieblichen Nutzung von mehr als 50 % ist eine gewerbliche Versicherung fast immer zwingend.
  3. Ehrliche Angaben machen: Geben Sie dem Versicherer die tatsächliche Nutzung exakt an und unterscheiden Sie klar zwischen “privat”, “überwiegend beruflich” oder “rein gewerblich”.
  4. Mischformen bewerten: Bei gemischter Nutzung prüfen Sie, ob eine private Police mit einer speziellen Leistungserweiterung für berufliche Fahrten eine Option sein könnte, oder ob der gewerbliche Tarif überwiegt.
  5. Steuerliche und versicherungsrechtliche Abstimmung: Stellen Sie sicher, dass die steuerliche Behandlung des Fahrzeugs als Betriebsvermögen mit der gewählten Versicherungsart übereinstimmt, um Konflikte zu vermeiden.

Mehr als das Auto versichern: Wie Sie die Ladung Ihres Transporters richtig absichern

Ein weit verbreiteter Trugschluss ist, dass die Kfz-Versicherung, selbst eine gewerbliche Vollkaskoversicherung, automatisch die im Fahrzeug transportierten Güter abdeckt. Das ist falsch. Die Kaskoversicherung schützt ausschließlich das Fahrzeug selbst vor Beschädigung oder Verlust. Die teure Ware auf der Ladefläche, das hochwertige Werkzeug oder die empfindlichen Maschinen sind im Schadensfall ungeschützt. Ein Unfall, ein scharfer Bremsvorgang oder ein Diebstahl aus dem geparkten Transporter kann somit nicht nur zu Reparaturkosten am Fahrzeug, sondern zu einem weitaus größeren finanziellen Schaden durch den Verlust der Ladung führen.

Um diese kritische Deckungslücke zu schließen, ist eine separate Transportgut- oder Werkverkehrsversicherung unerlässlich. Diese Police ist speziell darauf ausgelegt, die transportierten “eigenen” Güter des Unternehmens zu schützen. Sie deckt Schäden durch Unfall, Diebstahl, aber auch durch einfache Beschädigung während des Transports ab. Für Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf dem Transport von Waren beruht – sei es der Handwerker mit seinem Material oder der Online-Händler, der selbst ausliefert – ist dieser Schutz nicht nur eine Empfehlung, sondern eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit.

Professionelle Beladung eines Lieferwagens im deutschen Lagerhaus

Wie die professionelle Sicherung der Ladung im Lagerhaus zeigt, beginnt Risikomanagement schon vor der Fahrt. Die richtige Versicherung ist der letzte, entscheidende Baustein dieses Prozesses. Sie schützt den Wert, der Ihr eigentliches Geschäft ausmacht. Ohne sie fahren Sie mit einem doppelten Risiko: dem Risiko für das Fahrzeug und dem oft viel höheren Risiko für dessen Inhalt. Es ist wichtig, die verschiedenen Versicherungsarten und ihre spezifischen Schutzbereiche genau zu verstehen.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die zentralen Versicherungen im Gütertransport und hilft Ihnen, den richtigen Schutz für Ihre spezifischen Anforderungen zu identifizieren, wie in einer aktuellen Analyse der Versicherungsoptionen dargelegt wird.

Vergleich der zentralen Versicherungen im Gütertransport
Versicherungsart Abgedeckte Schäden Typische Schadensfälle Empfohlen für
Transportgutversicherung Direkte Schäden an der transportierten Ware Beschädigung, Verlust, Diebstahl der Ladung Alle Transportunternehmen
Vermögensschadenhaftpflicht Finanzielle Folgeschäden durch Lieferverzug Vertragsstrafen bei verspäteter Lieferung, Produktionsausfall beim Kunden Zeitkritische Lieferungen, Just-in-Time
CMR-Versicherung Gesetzliche Haftung bis 8,33 SZR/kg Internationale Transporte, grenzüberschreitend Speditionen mit EU-Verkehr

Ab drei Fahrzeugen lohnt es sich: Die Vorteile einer Flottenversicherung für Ihr Unternehmen

Sobald Ihr Unternehmen mehr als nur ein oder zwei Fahrzeuge betreibt, wird die Verwaltung von Einzelpolicen schnell unübersichtlich und ineffizient. Jedes Fahrzeug hat einen eigenen Vertrag, einen anderen Fälligkeitstermin und möglicherweise unterschiedliche Deckungsumfänge. Hier bietet die Flottenversicherung eine strategische Lösung. In der Regel können Unternehmen bereits ab drei ziehenden Fahrzeugen (Pkw, Lkw, Transporter) einen Flottenvertrag abschließen. Der offensichtlichste Vorteil ist die erhebliche Kostenersparnis.

Versicherer gewähren für Flotten attraktive Rabatte, da sie das Risiko auf mehrere Fahrzeuge verteilen und der Verwaltungsaufwand für sie sinkt. Schätzungen von Experten gehen davon aus, dass eine Flottenversicherung im Vergleich zu den jeweiligen Einzelpolicen bis zu 30 Prozent günstiger sein kann. Dies allein stellt einen signifikanten Hebel zur Reduzierung der Betriebskosten dar. Doch die finanziellen Vorteile gehen noch weiter. Viele Flottenmodelle arbeiten mit einem einheitlichen Beitragssatz für alle Fahrzeuge und verzichten auf das komplexe System der Schadenfreiheitsklassen (SFR) für jedes einzelne Auto. Ein Unfall mit einem Fahrzeug führt also nicht zur Rückstufung und Beitragserhöhung für dieses eine Auto, sondern wird über den Gesamtschadenverlauf der Flotte reguliert. Das schafft Planungssicherheit und schützt vor unerwarteten Kostensprüngen.

Darüber hinaus vereinfacht ein Flottenvertrag die Verwaltung dramatisch. Es gibt nur noch einen Vertragspartner, eine Jahresrechnung und einheitliche Bedingungen für alle Fahrzeuge. Neue Fahrzeuge können unkompliziert hinzugefügt und alte entfernt werden. Diese administrative Entlastung setzt wertvolle Ressourcen frei, die Sie stattdessen in Ihr Kerngeschäft investieren können. Die Flottenversicherung ist somit mehr als nur ein Bündel von Einzelverträgen; sie ist ein intelligentes Management-Tool zur Optimierung von Kosten und Prozessen im Fuhrpark.

Privatfahrten mit dem Firmenwagen: Wer haftet im Schadensfall und wie ist das versichert?

Die Erlaubnis zur Privatnutzung eines Firmenwagens ist ein beliebter Anreiz für Mitarbeiter. Doch für Unternehmer und Flottenmanager öffnet sie eine komplexe Büchse der Pandora in Bezug auf Haftung und Versicherungsschutz. Die zentrale Frage lautet: Wer zahlt, wenn der Mitarbeiter am Wochenende oder im Urlaub einen Unfall verursacht? Grundsätzlich gilt: Ist die Privatnutzung vertraglich gestattet, greift die gewerbliche Kfz-Versicherung des Unternehmens auch bei privaten Fahrten. Ein entscheidender Fallstrick lauert jedoch im Detail der Fahrerhaftung.

Während bei leichten Unfällen ohne Verschulden des Fahrers die Versicherung den Schaden reguliert, ändert sich die Situation bei Fahrlässigkeit dramatisch. Das deutsche Arbeitsrecht unterscheidet hier genau: Bei leichter Fahrlässigkeit (ein kleiner Parkrempler) haftet der Arbeitgeber. Bei mittlerer Fahrlässigkeit (z.B. eine Unachtsamkeit, die zu einem Auffahrunfall führt) wird der Schaden oft zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer geteilt. Die eigentliche Gefahr liegt jedoch in der groben Fahrlässigkeit.

Bei grober Fahrlässigkeit haften Sie in der Regel vollständig für den entstandenen Schaden.

– Arbeitsrechtsiegen.de, Fachportal für Arbeitsrecht

Unter grobe Fahrlässigkeit fallen schwere Verkehrsverstöße wie das Überfahren einer roten Ampel, die Nutzung des Handys am Steuer oder Fahren unter Alkoholeinfluss. In diesen Fällen kann die Kaskoversicherung ihre Leistung kürzen oder verweigern und der Arbeitgeber kann den Mitarbeiter in vollem Umfang in Regress nehmen. Für den Mitarbeiter bedeutet dies ein potenziell existenzbedrohendes finanzielles Risiko. Für den Unternehmer ist es essenziell, diese Regeln klar zu kommunizieren und im Versicherungsvertrag den “Verzicht auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit” für Fahrer zu verankern, um zumindest die Kaskoleistung zu sichern.

Wenn die Kasko nicht greift: Die richtige Versicherung für selbstfahrende Arbeitsmaschinen

Unternehmen im Baugewerbe, in der Landwirtschaft oder in der Logistik setzen eine Vielzahl von selbstfahrenden Arbeitsmaschinen ein: Bagger, Radlader, Gabelstapler oder Mähdrescher. Viele Unternehmer gehen fälschlicherweise davon aus, dass diese Maschinen über eine herkömmliche gewerbliche Kfz-Versicherung (Kasko) ausreichend geschützt sind. Dies ist ein gefährlicher Irrtum. Eine Kaskoversicherung deckt in der Regel nur Schäden ab, die im öffentlichen Straßenverkehr durch einen Unfall entstehen. Sie greift jedoch nicht bei den häufigsten und teuersten Schäden an Arbeitsmaschinen: den sogenannten inneren Betriebsschäden.

Ein Bedienfehler, das Umkippen der Maschine auf der Baustelle, Materialermüdung oder das Versagen hydraulischer Systeme – all diese Szenarien sind durch eine normale Kasko nicht abgedeckt. Hierfür ist eine spezielle Maschinenbruchversicherung erforderlich. Diese Police ist das Äquivalent zur Vollkasko für den stationären oder mobilen Betrieb von Maschinen und schützt vor unvorhergesehenen Schäden durch menschliches Versagen, technisches Versagen oder auch Ungeschicklichkeit. Ohne diesen Schutz kann der Ausfall einer einzigen, teuren Maschine zu einem finanziellen Desaster führen, das den Wert des Fahrzeugs um ein Vielfaches übersteigt.

Als Bauunternehmer mit 15 Jahren Erfahrung kann ich bestätigen: Die normale Kfz-Versicherung reicht für Baumaschinen nicht aus. Nach einem teuren Schaden an unserem Bagger durch Bedienfehler haben wir gelernt, dass eine spezielle Maschinenbruchversicherung unverzichtbar ist.

– Erfahrung eines Bauunternehmers

Zudem ist zu beachten, dass für Arbeitsmaschinen bis 20 km/h bauartbedingter Höchstgeschwindigkeit laut §18 Abs. 2 StVZO in Deutschland zwar Ausnahmen von der Versicherungspflicht bestehen, diese aber nicht von der Haftung befreien. Verursacht ein Gabelstapler auf fremdem Grund einen Schaden, haftet das Unternehmen. Eine Erweiterung der Betriebshaftpflichtversicherung ist daher ebenso unerlässlich. Der Schutz von Arbeitsmaschinen erfordert ein maßgeschneidertes Konzept aus Haftpflicht-, Maschinenbruch- und ggf. Transportversicherung.

Ab drei Fahrzeugen lohnt es sich: Die Vorteile einer Flottenversicherung für Ihr Unternehmen

Über die reinen Kosteneinsparungen und die administrative Vereinfachung hinaus bietet eine Flottenversicherung weitere strategische Vorteile, die das unternehmerische Risiko minimieren. Ein zentraler Aspekt ist die Möglichkeit, maßgeschneiderte Zusatzbausteine zu integrieren, die in Einzelpolicen oft nicht oder nur teuer verfügbar sind. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist die GAP-Deckung, die für Unternehmen mit Leasing- oder kreditfinanzierten Fahrzeugen von existenzieller Bedeutung ist.

Bei einem Totalschaden oder Diebstahl eines geleasten Fahrzeugs erstattet die Vollkaskoversicherung in der Regel nur den Wiederbeschaffungswert zum Zeitpunkt des Schadens. Dieser Wert liegt jedoch oft deutlich unter dem noch offenen Ablösebetrag des Leasingvertrags. Es entsteht eine finanzielle Lücke (engl. “gap”), die das Unternehmen selbst tragen muss. Die GAP-Deckung schließt genau diese Lücke und bewahrt das Unternehmen vor einer unerwarteten, hohen Einmalzahlung. Für geleaste oder finanzierte Flotten ist dieser Baustein daher keine Option, sondern eine Notwendigkeit zur finanziellen Absicherung.

Moderne Firmenflotte auf dem Unternehmensparkplatz

Eine gut strukturierte Flottenversicherung ermöglicht zudem ein einheitliches Risikomanagement. Durch die Bündelung aller Fahrzeuge bei einem Versicherer entsteht eine klare Datenbasis über den Schadenverlauf der gesamten Flotte. Diese Daten sind Gold wert. Sie ermöglichen die Identifikation von Risikoschwerpunkten, die gezielte Durchführung von Fahrersicherheitstrainings und eine fundierte Verhandlungsposition gegenüber dem Versicherer. Der Fuhrpark wird so von einer Blackbox zu einem transparenten und steuerbaren Unternehmensbereich. Die Flottenversicherung ist somit nicht nur ein Schutzschild, sondern auch ein Instrument zur strategischen Steuerung und Optimierung.

CMR-Versicherung und mehr: Welchen Schutz Ihr Transportunternehmen wirklich braucht

Für Unternehmen, die im grenzüberschreitenden Güterverkehr tätig sind, gelten nochmals verschärfte und hochkomplexe Haftungsregeln. Hier reicht eine nationale Transport- oder Werkverkehrsversicherung bei weitem nicht aus. Sobald eine Landesgrenze auf der Straße überquert wird, unterliegt der Transport den Bestimmungen des CMR-Übereinkommens (Convention relative au contrat de transport international de marchandises par route). Die CMR regelt die Haftung des Frachtführers und ist in fast ganz Europa zwingend anzuwenden. Sie zu ignorieren, ist ein unternehmerisches Vabanquespiel.

Die Standardhaftung nach CMR ist auf 8,33 Sonderziehungsrechte (SZR) pro Kilogramm des beschädigten oder verlorenen Guts begrenzt. Das klingt zunächst nach einer überschaubaren Summe, kann aber bei leichten, wertvollen Gütern (z.B. Elektronik) schnell zu einer massiven Unterdeckung führen. Der eigentliche Fallstrick lauert jedoch in Artikel 29 der CMR. Dieser hebelt die Haftungsbegrenzung vollständig aus, wenn dem Frachtführer ein “qualifiziertes Verschulden” nachgewiesen wird, was in der Praxis der groben Fahrlässigkeit entspricht. Ein Lkw-Fahrer, der wissentlich die Lenk- und Ruhezeiten massiv überschreitet und einen Unfall verursacht, kann sein Unternehmen in die unbegrenzte Haftung treiben. Der Schaden kann dann schnell Millionenhöhe erreichen, insbesondere wenn es zu Personenschäden kommt. Ein durchschnittlicher Kfz-Haftpflichtversicherungsschaden von 4.000 € in Deutschland verblasst gegen solche Risiken.

Eine spezielle CMR- oder Verkehrshaftungsversicherung ist für Transportunternehmer daher absolut unverzichtbar. Sie deckt nicht nur die gesetzliche Haftung nach CMR ab, sondern kann auch um Bausteine erweitert werden, die das Risiko des qualifizierten Verschuldens nach Art. 29 CMR abfedern. Ein Fall, der vor deutschen Gerichten verhandelt wurde, verdeutlicht die Gefahr: Einem Spediteur wurde grobe Fahrlässigkeit vorgeworfen, weil er keine ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen gegen Ladungsdiebstahl auf einem unbewachten Parkplatz getroffen hatte. Das Gericht bejahte die unbegrenzte Haftung nach Art. 29 CMR, was das Unternehmen an den Rand des Ruins brachte. Ohne spezialisierten Versicherungsschutz sind solche Risiken nicht tragbar.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Nutzung einer Privat-Police für gewerbliche Fahrten führt im Schadensfall zur Leistungsverweigerung und stellt eine existenzielle Bedrohung dar.
  • Standard-Kaskoversicherungen decken weder die transportierte Ladung noch die typischen Betriebsschäden an Arbeitsmaschinen ab.
  • Eine Flottenversicherung ab drei Fahrzeugen optimiert Kosten, vereinfacht die Verwaltung und ermöglicht strategisches Risikomanagement.

Der Fuhrpark als Profit-Center: Wie Sie Ihre Flotte intelligent und gewinnbringend managen

Die Auseinandersetzung mit dem richtigen Versicherungsschutz für Ihren Fuhrpark mag zunächst wie eine lästige Pflicht erscheinen, die nur Kosten verursacht. Doch diese Sichtweise ist zu kurz gedacht. Ein strategisch aufgebautes Versicherungskonzept ist in Wahrheit ein entscheidender Hebel, um Ihren Fuhrpark von einem unkalkulierbaren Risikofaktor in ein effizientes und wertschöpfendes Profit-Center zu verwandeln. Ein umfassender Schutz sichert nicht nur Vermögenswerte, sondern gewährleistet die operative Kontinuität Ihres Unternehmens. Ein Fahrzeugausfall, der durch schnellen Versicherungsservice kompensiert wird, verhindert teure Betriebsunterbrechungen und sichert die Zufriedenheit Ihrer Kunden.

Intelligentes Flottenmanagement, unterstützt durch die richtigen Versicherungsdaten, ermöglicht proaktive Kostensenkung. Die Analyse von Schadenshäufigkeiten und -ursachen deckt Optimierungspotenziale auf: Benötigen bestimmte Fahrer zusätzliche Sicherheitstrainings? Gibt es Routen, auf denen gehäuft Schäden auftreten? Durch solche Erkenntnisse können Sie die Schadenquote aktiv senken, was sich direkt in niedrigeren Versicherungsprämien niederschlägt – besonders in Zeiten, in denen laut Branchenprognosen mit einem Anstieg der Beitragseinnahmen von 9,9% für 2024 gerechnet wird.

Zudem öffnen moderne Versicherungslösungen Türen für zukunftsorientierte Entscheidungen. So bieten viele Versicherer mittlerweile attraktive Konditionen für Elektrofahrzeuge, da diese oft mit fortschrittlichen Assistenzsystemen ausgestattet sind. Wie die Allianz bestätigt, “erhalten Sie für gewerblich genutzte E-Autos […] Beitragsvorteile”. Die Entscheidung für eine nachhaltige Flotte kann sich also auch finanziell positiv auswirken. Ein durchdachtes Versicherungskonzept ist somit der Schlüssel, um Risiken zu kontrollieren, Kosten zu optimieren und den Fuhrpark als strategischen Vorteil im Wettbewerb zu positionieren.

Die Absicherung Ihres Fuhrparks ist keine standardisierte Aufgabe, sondern erfordert eine maßgeschneiderte Strategie, die exakt auf Ihr Geschäftsmodell, Ihre Fahrzeuge und Ihre Risikobereitschaft zugeschnitten ist. Um die Deckungslücken in Ihrem bestehenden Schutz aufzudecken und eine zukunftssichere Lösung zu implementieren, ist der nächste logische Schritt eine professionelle und unverbindliche Analyse Ihrer Situation. Sichern Sie Ihr unternehmerisches Fundament noch heute.

Häufige Fragen zur Versicherung von Firmenwagen

Was passiert bei einem Unfall während einer Privatfahrt am Wochenende?

Ist die Privatnutzung vertraglich erlaubt, greift die gewerbliche Versicherung des Unternehmens. Während der Arbeitszeit haftet in der Regel das Unternehmen für Schäden, die mit dem Firmenwagen verursacht werden, sofern die Fahrer nicht grob fahrlässig gehandelt haben.

Wann liegt grobe Fahrlässigkeit vor?

Bei schwerwiegenden Verstößen wie dem Überfahren eines Stoppschildes oder einer roten Ampel haften Mitarbeiter für den gesamten Schaden. Wenn die Schadenskosten jedoch das Einkommen der Mitarbeiter übersteigen, dann müssen Arbeitgeber anteilig für den Schaden aufkommen.

Ist eine zusätzliche private Haftpflichtversicherung sinnvoll?

Ja, eine private Haftpflichtversicherung ist für den Mitarbeiter sehr sinnvoll. Sie kann insbesondere davor schützen, dass der Arbeitgeber oder dessen Versicherung nach einem selbstverschuldeten Unfall Regressansprüche gegen den Mitarbeiter geltend macht.

Sabine Keller, Sabine Keller ist eine unabhängige Versicherungsmaklerin, die sich seit über 20 Jahren ausschließlich auf die Tücken und Chancen der Kfz-Versicherung für Privat- und Gewerbekunden spezialisiert hat.