Moderner Sattelzug auf offener Autobahn bei Sonnenaufgang
mei 12, 2025

Die Beherrschung eines Sattelzugs geht weit über das reine Fahren hinaus; wahre Professionalität und Wirtschaftlichkeit liegen im tiefen Verständnis der vernetzten Bordsysteme.

  • Die Druckluftbremse ist nicht nur ein Bremssystem, sondern die zentrale Energiequelle für viele Fahrzeugfunktionen.
  • Moderne Assistenzsysteme sind unverzichtbar, können aber bei übermäßigem Vertrauen zu gefährlicher Selbstüberschätzung führen.
  • Jedes eingesparte Kilogramm Leergewicht an der Zugmaschine erhöht direkt die Nutzlast und damit die Rentabilität jeder einzelnen Fahrt.

Empfehlung: Konzentrieren Sie sich nicht nur auf die Fahrpraxis, sondern investieren Sie gezielt in das technische Wissen über Ihr Fahrzeug. Dies ist der entscheidende Hebel, um Betriebskosten zu senken und die Sicherheit zu maximieren.

Die Faszination für Sattelzüge ist ungebrochen. Sie sind die unbestrittenen Giganten der Straße, Symbole für Kraft, Freiheit und die Adern der Weltwirtschaft. Für viele Berufskraftfahrer und Unternehmer ist der LKW mehr als nur ein Arbeitsgerät – er ist eine Leidenschaft. Doch hinter dem Lenkrad eines 40-Tonners verbirgt sich eine Komplexität, die weit über das bloße Steuern hinausgeht. Die gängige Meinung, es käme nur auf Erfahrung im Verkehr und pünktliche Lieferungen an, greift zu kurz.

Die wahre Meisterschaft und vor allem die Wirtschaftlichkeit eines Transportunternehmens hängen heute von einem viel tieferen Wissen ab. Was, wenn der Schlüssel zu weniger Unfällen, geringerem Verbrauch und höherer Nutzlast nicht allein in der Fahrstundenzahl, sondern im Verständnis für das intelligente Zusammenspiel unsichtbarer Systeme liegt? Von der lebenswichtigen Pneumatik der Bremsanlage über die digitale Souveränität im Umgang mit dem Tachographen bis hin zur strategischen Wahl des richtigen Aufliegers – die Details entscheiden über Erfolg und Sicherheit.

Dieser Artikel taucht tief in die technische und betriebswirtschaftliche DNA moderner Sattelzüge ein. Wir werden die Systeme entschlüsseln, die im Verborgenen arbeiten, und aufzeigen, wie ihr gezieltes Verständnis den Unterschied zwischen einem Fahrer und einem echten Profi auf der Autobahn ausmacht. Es ist eine Reise ins Herz der Maschine, die Ihnen die Hebel für mehr Effizienz und Sicherheit an die Hand gibt.

Für alle, die einen visuellen Einstieg in die Funktionsweise zentraler LKW-Komponenten bevorzugen, bietet das folgende Video eine ausgezeichnete Erklärung der Federspeicherbremse, einem Kernelement der Sicherheit.

Um die komplexen Zusammenhänge von Technik, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit strukturiert zu beleuchten, führt Sie der folgende Überblick durch die Kernthemen dieses Leitfadens. Jedes Kapitel widmet sich einem entscheidenden Aspekt, dessen Beherrschung für den modernen Berufskraftfahrer unerlässlich ist.

Das Zischen der Giganten: Warum die Druckluftbremse im LKW lebenswichtig ist und wie sie funktioniert

Das charakteristische Zischen eines LKW ist weit mehr als nur ein Geräusch – es ist das akustische Zeichen eines genialen und lebenswichtigen Systems: der Druckluftbremse. Anders als bei einem PKW, wo die Bremskraft hydraulisch übertragen wird, setzt man bei schweren Nutzfahrzeugen auf Druckluft. Der Grund ist einfach: Druckluft ist unbegrenzt verfügbar, lässt sich in großen Mengen speichern und kann enorme Kräfte entwickeln, um einen 40-Tonnen-Zug sicher zum Stehen zu bringen. Das Herzstück des Systems ist der Kompressor, der permanent Luft verdichtet und in Vorratsbehältern speichert. Tritt der Fahrer auf das Bremspedal, steuert er lediglich ein Ventil, das die gespeicherte Druckluft zu den Bremszylindern an den Rädern leitet und dort die Bremsbeläge an die Trommeln oder Scheiben presst.

Die wahre Genialität liegt jedoch in der Ausfallsicherheit. Das System arbeitet mit einem sogenannten „Fail-Safe“-Prinzip. Die Feststellbremse, oft als Federspeicherbremse realisiert, ist nicht durch Druck, sondern durch Federkraft permanent angelegt. Erst wenn genügend Luftdruck im System aufgebaut ist, wird diese Federkraft überwunden und die Bremse gelöst. Fällt der Druck ab, weil zum Beispiel eine Leitung undicht ist, wird die Bremse automatisch aktiviert und das Fahrzeug sicher zum Stillstand gebracht. Komprimierte Luft ist jedoch nicht nur zum Bremsen da. Sie ist die zentrale Energiequelle für viele Nebenverbraucher wie die Luftfederung, die Kupplungsbetätigung oder die Getriebeschaltung.

Moderne LKW ergänzen diese robuste Pneumatik durch eine elektronische Steuerung. Das Elektronische Bremssystem (EBS) reagiert schneller und präziser als ein rein pneumatisches System. Es bildet die Grundlage für Assistenzsysteme wie ABS (Antiblockiersystem) und ESP (Elektronisches Stabilitätsprogramm). Wie Wikipedia ausführt, ergänzt das EBS die Pneumatik, indem es den Bremsdruck präzise und schnell pro Achse regelt. Diese Kombination aus roher pneumatischer Kraft und elektronischer Intelligenz macht die LKW-Bremse zu einem der sichersten und zuverlässigsten Systeme im Fahrzeugbau.

Der Knick-Unfall: Die häufigste Ursache für teure Schäden beim Rangieren mit dem Sattelzug

Jeder Fahrer eines Sattelzugs kennt die Gefahr: den sogenannten „Jackknife“- oder Knick-Unfall. Er tritt auf, wenn der Auflieger beim Bremsen oder Rangieren schneller wird als die Zugmaschine und seitlich ausbricht, wodurch der gesamte Zug wie ein Taschenmesser einklappt. Besonders beim Rückwärtsrangieren auf engem Raum ist das Risiko hoch. Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit, ein falsch eingeschätzter Winkel, und schon stößt das Führerhaus gegen den Auflieger. Die Folgen sind oft teure Schäden an der Kabine, am Rahmen oder am Auflieger selbst.

Die Physik dahinter ist tückisch. Der Dreh- und Angelpunkt des gesamten Gespanns ist die Sattelplatte. Beim Rückwärtsfahren schiebt die angetriebene Zugmaschine den Auflieger. Wird der Winkel zwischen beiden Fahrzeugteilen zu spitz, kann ein Punkt erreicht werden, an dem die Zugmaschine den Auflieger nicht mehr kontrolliert lenkt, sondern sich selbst in ihn hineindrückt. Das Problem ist weit verbreitet: Laut einem Bericht der MotorZeitung machen solche Vorfälle bis zu 35 % der Rangiermanöver-Unfälle aus, was die enorme wirtschaftliche Bedeutung unterstreicht.

Die Vermeidung solcher Unfälle ist eine Kombination aus Fahrkönnen und technischer Unterstützung. Erfahrene Fahrer entwickeln ein feines Gespür für den kritischen Winkel und korrigieren ihn durch ständiges Vor- und Zurücksetzen. Sie nutzen ihre Spiegel, um den Abstand und die Position des Aufliegers permanent zu überwachen. Moderne Technik kann hier wertvolle Hilfe leisten. Rückfahrkameras mit projizierten Führungslinien helfen, den Einschlag des Aufliegers besser zu visualisieren. Noch fortschrittlicher sind Systeme, die mithilfe von Gierratensensoren den Winkel zwischen Zugmaschine und Auflieger messen und den Fahrer akustisch oder optisch warnen, bevor die kritische Zone erreicht wird. Letztendlich bleibt jedoch die Schulung des Fahrers der entscheidende Faktor. Das präzise und langsame Rangieren muss immer wieder trainiert werden, um das Gefühl für die Fahrzeugdynamik zu schärfen.

Für jede Fracht der richtige Hänger: Welcher Sattelauflieger für welchen Zweck gebaut ist

Die Zugmaschine mag das Herz und das Gehirn eines Sattelzugs sein, doch der Auflieger ist sein spezialisierter Körper, der exakt auf die zu transportierende Fracht zugeschnitten ist. Die Wahl des falschen Aufliegertyps kann nicht nur die Ladung gefährden, sondern auch zu Ineffizienz, rechtlichen Problemen und Wettbewerbsnachteilen führen. Die Vielfalt an Aufliegern spiegelt die enorme Bandbreite der Güter wider, die täglich auf Europas Straßen bewegt werden.

Der wohl bekannteste und vielseitigste Typ ist der Tautliner oder Curtainsider. Mit seinen seitlichen Schiebeplanen ermöglicht er eine schnelle Be- und Entladung von palettierter Ware von der Seite. Für temperaturgeführte Transporte von Lebensmitteln oder Pharmazeutika ist der Kühlauflieger (Frigo) mit seinem isolierten Kofferaufbau und dem integrierten Kühlaggregat unverzichtbar. Schüttgüter wie Sand, Kies oder Getreide werden in Kippaufliegern (Muldenkippern) transportiert, während Flüssigkeiten wie Milch, Chemikalien oder Kraftstoffe spezielle Tankauflieger erfordern. Für den Transport von schweren Baumaschinen oder überdimensionalen Gütern kommen Tieflader zum Einsatz, deren niedrige Ladefläche die Einhaltung von Höhenvorschriften erleichtert.

Neben der reinen Funktionalität spielt die Aerodynamik eine immer größere Rolle bei der Wirtschaftlichkeit. Anbauteile, die den Luftwiderstand verringern, können den Kraftstoffverbrauch signifikant senken. Ein Vergleich aerodynamischer Komponenten zeigt das Potenzial deutlich auf.

Kraftstoffeinsparung durch aerodynamische Anbauteile
Bauteil Kraftstoffeinsparung
Side Wings (Seitenverkleidungen) 5%
Boat Tails (Heckflügel) 7%

Eine besondere Kategorie bilden die sogenannten Huckepack-Trailer. Diese kranbaren Auflieger sind für den kombinierten Verkehr konzipiert und können mitsamt ihrer Ladung direkt vom LKW auf einen Eisenbahnwaggon verladen werden. Dies optimiert lange Transportstrecken, reduziert den CO2-Ausstoß und entlastet die Autobahnen. Die strategische Auswahl und Ausstattung des Aufliegers ist somit ein entscheidender Hebel für die Effizienz und Spezialisierung eines Transportunternehmens.

Der elektronische Schutzengel: Diese Assistenzsysteme im LKW können Leben retten

Die Kabine eines modernen Sattelzugs gleicht immer mehr einem Hightech-Cockpit. Eine Vielzahl elektronischer Assistenzsysteme unterstützt den Fahrer, erhöht die Sicherheit und steigert die Effizienz. Diese Systeme sind keine Spielerei, sondern ein unverzichtbarer Schutzengel, der in kritischen Situationen entscheidend eingreifen kann. Man kann sie grob in zwei Kategorien einteilen: Systeme zur Steigerung der Effizienz und solche zur aktiven Unfallvermeidung.

Zur ersten Kategorie gehört der Predictive Powertrain Control (PPC), ein vorausschauender Tempomat. Dieses System nutzt GPS- und Topografiedaten, um die vorausliegende Strecke zu „sehen“. Es weiß, wann eine Steigung oder ein Gefälle kommt, und passt die Geschwindigkeit und die Schaltstrategie des automatisierten Getriebes proaktiv an. Vor einer Kuppe nimmt es beispielsweise rechtzeitig Gas weg, um die Schwungenergie optimal zu nutzen. Wie der Technologiekonzern ZF erklärt, nutzt Predictive Powertrain Control GPS- und Topografiedaten, um den Kraftstoffverbrauch signifikant zu senken, indem unnötige Beschleunigungs- und Bremsvorgänge vermieden werden. Dies schont nicht nur den Geldbeutel, sondern sorgt auch für eine entspanntere und gleichmäßigere Fahrweise.

Andere wichtige Systeme sind der Abstandsregeltempomat (ACC), der automatisch den Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug hält, und der Spurhalteassistent (LKA), der den Fahrer warnt oder sanft gegenlenkt, wenn das Fahrzeug unbeabsichtigt die Fahrspur verlässt. Diese Systeme reduzieren die Arbeitsbelastung des Fahrers auf langen, monotonen Autobahnfahrten erheblich und helfen, Konzentrationsfehler zu vermeiden. Sie sind die Bausteine für teilautomatisiertes Fahren, wie zum Beispiel das „Platooning“, bei dem mehrere LKW in einem engen elektronischen Konvoi fahren, um vom Windschatten zu profitieren.

Das Tonnen-Dilemma: Warum jedes Kilo weniger an der Zugmaschine bares Geld bedeutet

Im Transportgewerbe ist eine Kennzahl von entscheidender Bedeutung: die Nutzlast. Sie ist die Differenz zwischen dem zulässigen Gesamtgewicht (in der Regel 40 Tonnen) und dem Leergewicht des Sattelzugs. Jedes Kilogramm, das am Leergewicht von Zugmaschine und Auflieger eingespart werden kann, kann als zusätzliche, bezahlte Fracht geladen werden. Dieses „Tonnen-Dilemma“ macht den Leichtbau zu einem der wichtigsten wirtschaftlichen Hebel für Fuhrunternehmer.

Die Hersteller von Zugmaschinen führen einen permanenten Wettlauf um das geringste Gewicht, ohne dabei Kompromisse bei Sicherheit und Stabilität einzugehen. Dies wird durch den intelligenten Einsatz von hochfesten Stählen und Leichtmetallen wie Aluminium erreicht. Aluminium kommt beispielsweise bei Felgen, Druckluftkesseln oder sogar Rahmenteilen zum Einsatz. Auch Komponenten wie die Sattelkupplung oder die Kraftstofftanks werden gewichtsoptimiert. Das Ziel ist es, ein Maximum an Robustheit mit einem Minimum an Eigengewicht zu kombinieren. Der Erfolg dieser Bemühungen ist messbar und direkt in der Bilanz spürbar.

Fallstudie: Einsatz von Aluminiumrahmen bei Volvo FH

Ein anschauliches Beispiel für erfolgreichen Leichtbau ist die Strategie von Volvo bei seiner FH-Baureihe. Durch die konsequente Verwendung von Aluminiumkomponenten im Fahrgestell und anderen Bauteilen gelang es dem Hersteller, das Leergewicht der Zugmaschine um bis zu 1,2 Tonnen zu reduzieren. Diese massive Gewichtseinsparung schlägt sich direkt in einer entsprechend höheren Nutzlastkapazität für den Spediteur nieder, was jede einzelne Fahrt profitabler macht.

Die Bedeutung des Gewichtsmanagements wird mit der zunehmenden Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen noch weiter steigen. Die schweren Batteriesysteme von E-LKW stellen eine neue Herausforderung dar und zwingen die Ingenieure, an anderer Stelle noch radikaler Gewicht einzusparen, um eine konkurrenzfähige Nutzlast zu gewährleisten. Für einen Unternehmer ist es daher essenziell, bei der Konfiguration eines neuen Fahrzeugs nicht nur auf den Kaufpreis und den Verbrauch, sondern auch gezielt auf das Leergewicht zu achten. Oftmals kann sich eine auf den ersten Blick teurere Leichtbau-Option durch die höhere Nutzlast über die Lebensdauer des Fahrzeugs mehr als bezahlt machen.

Der elektronische Schutzengel: Diese Assistenzsysteme im LKW können Leben retten

Neben den effizienzsteigernden Systemen ist die zweite Kategorie der Assistenzsysteme auf die direkte Unfallvermeidung ausgelegt. Diese elektronischen Schutzengel greifen aktiv ein, wenn der Fahrer an seine Grenzen stößt oder eine Gefahr übersieht. Der Notbremsassistent (EBA) ist hierbei eines der wichtigsten Systeme. Durch eine Fusion von Radarsensoren und Kameras überwacht er permanent den Bereich vor dem LKW. Erkennt das System ein stehendes oder langsamer fahrendes Hindernis und der Fahrer reagiert nicht, leitet es selbstständig eine Vollbremsung ein, um einen Auffahrunfall zu verhindern oder dessen Folgen zumindest drastisch zu reduzieren.

Ein weiteres zentrales Sicherheitssystem ist das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP). Es verhindert das Schleudern oder Umkippen des Fahrzeugs in kritischen Fahrsituationen, zum Beispiel bei zu schnellen Kurvenfahrten oder abrupten Ausweichmanövern. ESP vergleicht permanent den Lenkwunsch des Fahrers mit der tatsächlichen Bewegung des Fahrzeugs. Weichen diese voneinander ab, bremst das System einzelne Räder gezielt ab und nimmt Motordrehmoment zurück, um den gesamten Sattelzug zu stabilisieren.

Trotz der unbestreitbaren Vorteile dieser Technologien gibt es eine wachsende Sorge: die Gefahr des Übervertrauens. Fahrer berichten, dass die ständige Verfügbarkeit der Assistenten zu einem riskanteren oder unaufmerksameren Fahrverhalten verleiten kann. Man verlässt sich darauf, dass die Technik es schon richten wird. Dieses Phänomen ist eine ernstzunehmende Kehrseite der Medaille. Es unterstreicht, dass Assistenzsysteme den Fahrer unterstützen, aber niemals ersetzen können. Die volle Verantwortung und die Notwendigkeit einer vorausschauenden und konzentrierten Fahrweise bleiben zu jeder Zeit beim Menschen hinter dem Steuer.

Das digitale Tachometer: Wie Sie Lenk- und Ruhezeiten korrekt managen und teure Strafen vermeiden

Der digitale Tachograph ist oft das am meisten gefürchtete Instrument in der Fahrerkabine. Er wird häufig als reines Kontrollwerkzeug der Behörden wahrgenommen. Doch diese Sichtweise ist zu kurz gedacht. In erster Linie ist der Tachograph ein Instrument zur Gewährleistung der Fairness im Wettbewerb und der Sicherheit auf den Straßen. Er sorgt dafür, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten eingehalten werden, um übermüdungsbedingte Unfälle zu verhindern. Die korrekte Bedienung und das Verständnis für die aufgezeichneten Daten sind für jeden Berufskraftfahrer eine absolute Grundvoraussetzung.

Die Kernregeln sind klar definiert: Nach spätestens 4,5 Stunden Lenkzeit muss eine Fahrtunterbrechung von mindestens 45 Minuten eingelegt werden. Die tägliche Lenkzeit darf 9 Stunden nicht überschreiten, wobei zweimal pro Woche eine Ausdehnung auf 10 Stunden möglich ist. Die tägliche Ruhezeit beträgt grundsätzlich 11 Stunden. Jeder Verstoß gegen diese Regeln wird bei Kontrollen erfasst und kann zu empfindlichen Geldstrafen für Fahrer und Unternehmen führen. Daher ist es unerlässlich, jede Aktivität – ob Lenkzeit, Arbeitszeit, Bereitschaftszeit oder Ruhezeit – über den Wahlschalter am Gerät korrekt einzustellen.

Die neueste Generation der „intelligenten Tachographen“ bietet erweiterte Funktionen, die auch die Arbeit der Kontrollbehörden erleichtern. Dazu gehört die automatische GNSS-basierte Grenzübergangserkennung, die für die Überwachung von Kabotagefahrten (Transportdienstleistungen innerhalb eines Landes durch ein ausländisches Unternehmen) von entscheidender Bedeutung ist. Für Fahrer und Disponenten ist es wichtig, die Daten der Fahrerkarte regelmäßig auszulesen und zu archivieren, um die Einhaltung der Vorschriften lückenlos nachweisen zu können. Digitale Souveränität bedeutet hier, das System als Werkzeug zur rechtssicheren Dokumentation der eigenen Arbeit zu verstehen und zu nutzen.

Ihr Aktionsplan zur korrekten Tacho-Handhabung

  1. Vor Fahrtantritt: Stecken Sie Ihre Fahrerkarte korrekt und überprüfen Sie, ob das Gerät Ihren Namen und die aktuelle Uhrzeit (UTC) anzeigt. Geben Sie den Startort (Ländercode) manuell ein.
  2. Aktivitätenwahl: Stellen Sie sicher, dass Sie bei jeder Pause, beim Be- und Entladen oder in Wartezeiten den Wahlschalter korrekt auf “Pause/Ruhezeit” oder “Andere Arbeiten” umstellen. Verlassen Sie sich nicht auf eine Automatik.
  3. Pausenmanagement: Planen Sie Ihre 45-minütige Pause proaktiv und spätestens nach 4,5 Stunden Lenkzeit. Nutzen Sie die Anzeige der verbleibenden Lenkzeit auf dem Display.
  4. Tages- & Fahrtende: Geben Sie vor dem Entnehmen der Karte immer das Land ein, in dem die Schicht endet. Kontrollieren Sie den Ausdruck auf Vollständigkeit, falls einer erstellt wird.
  5. Datenpflege: Erinnern Sie Ihren Disponenten an das fristgerechte Auslesen Ihrer Fahrerkarte (spätestens alle 28 Tage) und des Massenspeichers im Fahrzeug (spätestens alle 90 Tage).

Das Wichtigste in Kürze

  • Systemverständnis ist der Schlüssel: Wahre Effizienz und Sicherheit entstehen nicht nur durch Fahrpraxis, sondern durch das Wissen um das Zusammenspiel von Bremse, Elektronik, Gewicht und Aerodynamik.
  • Technik unterstützt, aber ersetzt nicht: Assistenzsysteme sind wertvolle Helfer, doch das letzte Wort und die volle Verantwortung liegen immer beim Fahrer. Ein kritisches Bewusstsein für die Grenzen der Technik ist unerlässlich.
  • Wirtschaftlichkeit wird in Details entschieden: Die Wahl des richtigen Aufliegers, die konsequente Gewichtsreduktion und die korrekte Nutzung effizienzsteigernder Systeme sind direkte Hebel zur Steigerung der Profitabilität.

Mehr als nur Blech: Wie moderne Sicherheitstechnik Ihr Leben im Auto schützt

Auch wenn dieser Leitfaden sich auf die Giganten der Autobahn konzentriert, sind die zugrundeliegenden Sicherheitsphilosophien universell. Der Begriff „Auto“ steht hier stellvertretend für das Konzept des individuellen, geschützten Raums im Verkehr, und nirgendwo ist dieses Konzept technisch so auf die Spitze getrieben wie im modernen LKW. Die passive Sicherheit beginnt mit der Fahrerhausstruktur. Sie ist eine hochfeste Überlebenszelle, die so konstruiert ist, dass sie selbst bei schweren Unfällen ihre Form behält und den Insassen maximalen Schutz bietet. Definierte Knautschzonen an der Fahrzeugfront bauen im Falle einer Kollision gezielt Energie ab, bevor diese die Kabine erreicht.

Diese passive Grundsicherheit wird durch eine Vielzahl aktiver Systeme ergänzt, die wir bereits im Detail betrachtet haben. Systeme wie der Notbremsassistent oder das elektronische Stabilitätsprogramm greifen ein, bevor es überhaupt zum Äußersten kommt. Sie bilden ein unsichtbares Netz aus Sensoren und Aktoren, das permanent die Fahrsituation überwacht und im Bruchteil einer Sekunde eingreifen kann. Das Zusammenspiel dieser aktiven und passiven Systeme schafft ein ganzheitliches Sicherheitskonzept.

Letztendlich ist die fortschrittlichste Technik jedoch nur eine Seite der Medaille. Die andere, ebenso wichtige Seite, ist der Mensch. Eine defensive, vorausschauende Fahrweise, die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten zur Vermeidung von Müdigkeit und ein tiefes Verständnis für die Physik und die Technik des eigenen Fahrzeugs sind durch nichts zu ersetzen. Ein Profi am Steuer weiß um das Gewicht, das er bewegt, er kennt den Bremsweg seines Zuges bei unterschiedlichen Witterungsbedingungen und er versteht die Warnsignale, die ihm sein Fahrzeug gibt. Diese Synthese aus Mensch und Maschine ist der ultimative Garant für Sicherheit auf der Straße.

Um diese Kenntnisse in die Praxis umzusetzen und die Effizienz sowie Sicherheit in Ihrem täglichen Betrieb zu maximieren, besteht der nächste logische Schritt darin, eine gezielte Analyse Ihrer Fahr- und Managementprozesse durchzuführen.

Häufig gestellte Fragen zu Könige der Autobahn: Die Technik und Wirtschaftlichkeit moderner Sattelzüge verstehen

Wie funktioniert ein Notbremsassistent?

Der Notbremsassistent nutzt eine Fusion von Radar- und Kameradaten, um den Verkehr vor dem LKW kontinuierlich zu überwachen. Erkennt das System ein stehendes oder deutlich langsameres Hindernis (wie ein Stauende), warnt es zunächst den Fahrer. Erfolgt keine Reaktion, kann das System autonom eine Teil- oder sogar eine Vollbremsung einleiten, um einen Auffahrunfall zu verhindern oder dessen Schwere zu mindern.

Was ist Platooning?

Platooning bezeichnet die Verkettung mehrerer LKW zu einem Konvoi, die in sehr geringem Abstand hintereinanderfahren. Dies wird durch eine elektronische Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation (V2V) ermöglicht, bei der das führende Fahrzeug bremst oder beschleunigt und alle folgenden Fahrzeuge nahezu verzögerungsfrei reagieren. Ziel ist es, durch die Nutzung des Windschattens den Kraftstoffverbrauch und den CO2-Ausstoß erheblich zu reduzieren.

Thomas Neumann, Thomas Neumann ist ein gestandener Logistikleiter mit 20 Jahren Erfahrung in der Speditions- und Transportbranche, spezialisiert auf die Optimierung von Lieferketten für kleine und mittelständische Unternehmen.