
Der HU-Bericht ist die ehrlichste Biografie Ihres Autos – wenn Sie lernen, sie zu lesen.
- Er deckt nicht nur akute Mängel, sondern auch beginnenden Verschleiß und typische Schwachstellen eines Modells auf.
- Die Einstufung von Mängeln verrät, welche Reparaturen dringend sind und welche präventiv geplant werden können.
Empfehlung: Nutzen Sie jeden HU-Bericht als strategisches Diagnose-Instrument, um teure Folgeschäden zu vermeiden und beim Gebrauchtwagenkauf fundierte Entscheidungen zu treffen.
Für die meisten Autofahrer in Deutschland ist der Termin zur Hauptuntersuchung (HU), umgangssprachlich „der TÜV“, ein wiederkehrendes Ritual mit ungewissem Ausgang. Man hofft auf die runde Plakette am Kennzeichen und ist erleichtert, wenn man sie ohne Beanstandungen erhält. Der Prüfbericht selbst landet oft ungelesen im Handschuhfach – ein Stück Papier, dessen Zweck erfüllt scheint. Doch diese Sichtweise lässt das enorme Potenzial dieses Dokuments ungenutzt.
Als Prüfingenieur sehe ich täglich, dass der HU-Bericht weit mehr ist als ein reines Testat. Er ist ein detailliertes Gesundheitsprotokoll, ein Diagnose-Instrument, das die komplette Fahrzeug-DNA zum Vorschein bringt. Er erzählt eine Geschichte über die Pflege, die Nutzung und die verborgenen Schwächen eines Wagens. Die wahre Kunst besteht nicht darin, die Prüfung zu bestehen, sondern die Ergebnisse zu verstehen und für die präventive Instandhaltung zu nutzen.
Doch was, wenn die wahre Kompetenz eines Fahrzeughalters nicht darin liegt, alle zwei Jahre zu hoffen, sondern proaktiv zu handeln? Wenn die Informationen im Bericht der Schlüssel sind, um den Wert des eigenen Autos zu erhalten und vor allem die eigene Sicherheit zu maximieren? Genau diese Perspektive, die Denkweise eines Sachverständigen, möchten wir Ihnen vermitteln. Dieser Artikel zeigt Ihnen, wie Sie aufhören, den HU-Bericht als Urteil zu fürchten, und anfangen, ihn als wertvollen Ratgeber zu schätzen.
Um Ihnen diese neue Sichtweise zu eröffnen, haben wir diesen Leitfaden strukturiert. Er führt Sie von den Grundlagen der Prüfung über die Interpretation der Ergebnisse bis hin zur strategischen Anwendung dieses Wissens im Alltag und beim Autokauf.
Inhaltsverzeichnis: Der TÜV-Bericht als strategischer Ratgeber
- Die HU-Prüfung von A bis Z: Das wird bei Ihrem Auto wirklich kontrolliert
- Von “Gering” bis “Erheblich”: Was die Mängel-Einstufung im HU-Bericht wirklich bedeutet
- Die Top 5 HU-Killer: Diese Mängel sind der häufigste Grund für eine verweigerte Plakette
- Kein Schnorchel mehr am Auspuff? Wie die moderne Abgasuntersuchung wirklich abläuft
- TÜV abgelaufen: Welche Strafen drohen und was die Versicherung im Schadensfall sagt
- Die Top 5 HU-Killer: Diese Mängel sind der häufigste Grund für eine verweigerte Plakette
- Das TÜV-Protokoll als Lupe: Was der HU-Bericht über den wahren Zustand des Autos verrät
- Ihre Verantwortung auf der Straße: Die kompromisslose Gewährleistung der technischen Fahrzeugsicherheit
Die HU-Prüfung von A bis Z: Das wird bei Ihrem Auto wirklich kontrolliert
Die Hauptuntersuchung ist weit mehr als ein flüchtiger Blick auf Ihr Fahrzeug. Es handelt sich um eine standardisierte und tiefgehende Prüfung von rund 160 sicherheitsrelevanten Punkten. Unsere Aufgabe als Prüfer ist es, die Vorschriftsmäßigkeit und Umweltverträglichkeit Ihres Fahrzeugs nach den Vorgaben der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) zu bewerten. Dabei folgen wir einer klaren Systematik, die alle entscheidenden Baugruppen abdeckt. Die Kernbereiche umfassen die Bremsanlage, die Beleuchtungseinrichtungen, das Fahrwerk inklusive Achsen und Radaufhängungen sowie die Lenkanlage.
Wir kontrollieren die Funktion und den Zustand jedes einzelnen Bauteils. Bei den Bremsen prüfen wir nicht nur die Wirkung auf dem Prüfstand, sondern inspizieren auch den Verschleiß von Scheiben und Belägen sowie den Zustand der Bremsleitungen. Bei der Beleuchtung testen wir jede einzelne Lampe, von den Scheinwerfern bis zur Kennzeichenbeleuchtung. Auch die Reifen werden genau unter die Lupe genommen: Profiltiefe (gesetzliches Minimum: 1,6 mm), Alter und eventuelle Beschädigungen sind entscheidend.
Die moderne HU hat sich zudem stark digitalisiert. Wir verlassen uns nicht mehr nur auf unsere Augen und Erfahrung. Wie Jürgen Wolz, Leiter der Service Line Mobility bei TÜV SÜD, betont, ist die digitale Unterstützung heute essenziell:
Die Digitalisierung hat die HU verändert. Wir nutzen heute Datenbanken mit fahrzeugspezifischen Schwachstellen und Rückrufaktionen des KBA für eine gezieltere Prüfung.
– Jürgen Wolz, TÜV SÜD, Leiter Service Line Mobility
Diese Vorgehensweise erlaubt es uns, bekannte Mängel-Muster eines bestimmten Fahrzeugmodells gezielt zu suchen und somit eine noch höhere Prüfqualität zu gewährleisten. Der Abgleich der Fahrzeug-Identifikationsnummer (FIN) mit den Datenbanken des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) ist daher einer der ersten und wichtigsten Schritte jeder Untersuchung.
Das Ziel ist dabei immer dasselbe: sicherzustellen, dass nur technisch einwandfreie Fahrzeuge am Straßenverkehr teilnehmen. Jede einzelne Prüfung dient direkt Ihrer Sicherheit und der aller anderen Verkehrsteilnehmer.
Von “Gering” bis “Erheblich”: Was die Mängel-Einstufung im HU-Bericht wirklich bedeutet
Ein bestandener HU-Bericht bedeutet nicht zwangsläufig, dass Ihr Fahrzeug vollkommen fehlerfrei ist. Die Ergebnisse werden in verschiedene Kategorien eingeteilt, die Ihnen präzise Auskunft über den Zustand geben. Das Verständnis dieser Einstufungen ist der erste Schritt, um den Bericht als Diagnose-Instrument zu nutzen. Die vier Kategorien sind „Ohne Mängel“, „Geringe Mängel“, „Erhebliche Mängel“ und „Gefährliche Mängel“. Während „Ohne Mängel“ den Idealzustand beschreibt, sind es die anderen Kategorien, die Ihre Aufmerksamkeit erfordern.
„Geringe Mängel“ (GM) sind Defekte, die die Verkehrssicherheit aktuell nicht beeinträchtigen. Beispiele sind eine beginnende Korrosion an nicht tragenden Teilen oder eine leicht matte Reflektoroberfläche. Sie erhalten zwar die Plakette, doch diese Mängel sind als Frühwarnindikatoren zu verstehen. Ignorieren Sie sie nicht! Sie zeigen, wo in naher Zukunft Handlungsbedarf entstehen wird. „Erhebliche Mängel“ (EM) hingegen sind sicherheitsrelevant. Dazu zählen stark abgenutzte Bremsbeläge oder ein Defekt am Airbagsystem. Mit diesen Mängeln wird Ihnen die Plakette verweigert, und Sie haben einen Monat Zeit für die Reparatur und eine Nachprüfung.

Die höchste Stufe, „Gefährliche Mängel“ (VM), bedeutet eine akute Gefährdung. Ein Beispiel wäre der drohende Ausfall der Bremse. In diesem Fall wird die alte Plakette entfernt und das Fahrzeug darf im Prinzip nur noch direkt zur Werkstatt bewegt werden. Die folgende Tabelle fasst die Konsequenzen übersichtlich zusammen.
Diese detaillierte Aufschlüsselung, wie sie auch eine aktuelle Übersicht des ADAC zeigt, ist das Herzstück des Berichts.
| Mängelkategorie | Bedeutung | Konsequenz | Frist |
|---|---|---|---|
| Ohne Mängel | Fahrzeug in einwandfreiem Zustand | Plakette sofort | Nächste HU in 24 Monaten |
| Geringe Mängel | Kleine Defekte ohne Sicherheitsrisiko | Plakette mit Hinweisen | Reparatur empfohlen |
| Erhebliche Mängel | Sicherheitsrelevante Defekte | Keine Plakette | 1 Monat zur Nachprüfung |
| Gefährliche Mängel | Akute Verkehrsgefährdung | Plakette wird entfernt | Sofortige Reparatur nötig |
Betrachten Sie Hinweise auf geringe Mängel also nicht als Nebensächlichkeit, sondern als professionellen Rat zur präventiven Instandhaltung. So vermeiden Sie, dass aus einem kleinen Problem ein teurer „erheblicher Mangel“ bei der nächsten Prüfung wird.
Die Top 5 HU-Killer: Diese Mängel sind der häufigste Grund für eine verweigerte Plakette
Trotz sorgfältiger Vorbereitung kommt es immer wieder vor, dass Fahrzeuge die Hauptuntersuchung nicht im ersten Anlauf bestehen. Die Statistik zeigt ein klares Bild: Laut einer aktuellen TÜV-Erhebung fielen 2024 fast 20,6 % aller Pkw bei der HU durch. Die Gründe dafür sind oft die gleichen und betreffen Baugruppen, deren einwandfreie Funktion für die Verkehrssicherheit unerlässlich ist. Die Kenntnis dieser „HU-Killer“ hilft Ihnen, Ihr Fahrzeug gezielt vorzubereiten und Schwachstellen im Auge zu behalten.
Die häufigsten Mängelgruppen, die zu einer verweigerten Plakette führen, sind seit Jahren konstant:
- Beleuchtungsmängel: Ein defektes Abblendlicht, eine falsche Scheinwerfereinstellung oder ausgefallene Bremsleuchten sind der Klassiker. Diese Mängel sind oft einfach zu beheben, werden aber im Alltag schnell übersehen.
- Fahrwerksmängel: Defekte Stoßdämpfer, ausgeschlagene Gelenke oder gebrochene Federn beeinträchtigen die Fahrstabilität massiv.
- Bremsanlage: Verschleißgrenze bei Scheiben oder Belägen erreicht, ungleichmäßige Bremswirkung oder poröse Bremsschläuche sind absolute „No-Gos“.
- Umweltbelastung: Ein undichter Auspuff oder signifikanter Ölverlust am Motor oder Getriebe führen ebenfalls unweigerlich zum Durchfallen.
- Reifen: Zu geringe Profiltiefe, Beschädigungen oder ein zu hohes Alter der Reifen stellen ein unkalkulierbares Risiko dar.
Interessanterweise sind nicht nur ältere Fahrzeuge betroffen. Auch bei neueren Modellen zeigen sich spezifische Schwächen, wie das folgende Beispiel verdeutlicht.
Fallbeispiel: Tesla Model 3 – Schlusslicht bei jungen Fahrzeugen
Das Tesla Model 3 weist mit 14,2 % die höchste Mängelquote bei 2-3 Jahre alten Fahrzeugen auf. Die Hauptprobleme liegen laut TÜV-Report bei der Achsaufhängung (3,0 % Mängelquote), der Beleuchtung und den Bremsen. Die hohe durchschnittliche Laufleistung von 55.000 km nach drei Jahren (gegenüber 41.000 km im Flottendurchschnitt) und das Fehlen klassischer Service-Intervalle tragen zu dieser auffällig schlechten Bilanz bei.
Dieses Fallbeispiel zeigt, dass Fahrleistung und Bauart einen größeren Einfluss haben können als das reine Fahrzeugalter. Ein proaktiver Check dieser Top-Mängel vor dem HU-Termin ist daher immer eine lohnende Investition.
Kein Schnorchel mehr am Auspuff? Wie die moderne Abgasuntersuchung wirklich abläuft
Viele Autofahrer erinnern sich noch an die Abgasmessung mit einer Sonde, dem sogenannten „Schnorchel“, die direkt in den Auspuff eingeführt wurde. Dieses Verfahren kommt zwar bei älteren Fahrzeugen (in der Regel vor Euro 4, Baujahr 2006) immer noch zur Anwendung, doch für den Großteil der modernen Fahrzeugflotte hat sich die Abgasuntersuchung (AU) grundlegend gewandelt. Heute ist die On-Board-Diagnose (OBD) das zentrale Prüfinstrument.
Bei der OBD-Prüfung verbinden wir unser Diagnosegerät mit der OBD-Schnittstelle Ihres Fahrzeugs. Anstatt nur die Abgase am Endrohr zu messen, lesen wir direkt die Daten aus, die die abgasrelevanten Systeme des Fahrzeugs selbst überwachen. Dazu gehören der Katalysator, die Lambdasonde, das Abgasrückführungssystem (AGR) und bei Dieselfahrzeugen der Partikelfilter (DPF). Wir prüfen also, ob das System selbst meldet, dass es einwandfrei funktioniert. Dies ist eine wesentlich genauere und umfassendere Methode, da sie nicht nur eine Momentaufnahme liefert, sondern die kontinuierliche Funktion der Komponenten bewertet.
Ein entscheidender Faktor bei der OBD-Prüfung sind die sogenannten Readiness-Codes (Bereitschaftscodes). Diese Codes sind wie interne Selbsttests des Fahrzeugs. Ein „gesetzter“ Readiness-Code signalisiert, dass das entsprechende System seit dem letzten Löschen des Fehlerspeichers (z. B. nach einer Reparatur oder dem Abklemmen der Batterie) ausreichend geprüft wurde und als funktionstüchtig gilt. Sind nicht alle erforderlichen Codes gesetzt, kann die AU nicht durchgeführt werden, da das Fahrzeug quasi noch nicht „bereit“ für die Prüfung ist. In diesem Fall muss das Fahrzeug einen spezifischen Fahrzyklus absolvieren, um die Selbsttests abzuschließen.
Sollte die OBD-Prüfung Fehlercodes, sogenannte P-Codes (Powertrain Codes), ausgeben, führt dies in der Regel zum Nichtbestehen der AU. Kritisch sind hier beispielsweise Fehler wie P0420 (Katalysator-Wirkungsgrad unter Schwellenwert) oder P2002 (Dieselpartikelfilter-Effizienz unter Grenzwert). Diese Fehler deuten auf teure Defekte hin und müssen vor einer Nachprüfung behoben werden.
Die moderne AU ist somit ein intelligenter Systemcheck, der weit über die reine Messung am Auspuff hinausgeht und einen tiefen Einblick in die Gesundheit des Motors und seiner Peripherie ermöglicht.
TÜV abgelaufen: Welche Strafen drohen und was die Versicherung im Schadensfall sagt
Die fristgerechte Vorstellung zur Hauptuntersuchung ist nicht nur eine Empfehlung, sondern eine gesetzliche Pflicht. Das Überziehen des HU-Termins kann empfindliche Konsequenzen nach sich ziehen, die von Bußgeldern bis hin zu Problemen mit dem Versicherungsschutz reichen. Viele Autofahrer unterschätzen die Risiken, die mit einer abgelaufenen Plakette verbunden sind. Bei einer Verkehrskontrolle wird die Gültigkeit der HU-Plakette routinemäßig geprüft, und die Sanktionen sind klar gestaffelt.
Der Bußgeldkatalog sieht bei einer Überziehung der Frist für Pkw gestaffelte Strafen vor. Wie der aktuelle Bußgeldkatalog ausweist, werden bei einer Überschreitung von zwei bis vier Monaten 15 € fällig. Zwischen vier und acht Monaten steigt das Bußgeld auf 25 €. Richtig teuer wird es bei einer Überziehung von mehr als acht Monaten: Hier drohen 60 € Bußgeld und zusätzlich 1 Punkt in Flensburg. Zudem wird bei einer Überziehung von mehr als zwei Monaten eine „erweiterte HU“ durchgeführt, die 20 % teurer ist als die reguläre Prüfung.

Noch gravierender können die Folgen im Schadensfall sein. Verursachen Sie einen Unfall mit einem Fahrzeug ohne gültige HU, kann Ihre Kfz-Haftpflichtversicherung Sie in Regress nehmen. Das bedeutet, die Versicherung zahlt zwar zunächst den Schaden des Unfallgegners, kann sich aber bis zu 5.000 € von Ihnen zurückholen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Unfall auf einen technischen Mangel zurückzuführen ist, der bei einer fristgerechten HU entdeckt worden wäre. Der fehlende TÜV wird hier als grobe Fahrlässigkeit und Verletzung der Vertragspflichten gewertet.
Auch die Kaskoversicherung kann die Leistung für den Schaden am eigenen Fahrzeug kürzen oder sogar komplett verweigern. Die abgelaufene Plakette ist für Versicherer ein starkes Indiz dafür, dass das Fahrzeug potenziell nicht verkehrssicher war.
Die fristgerechte HU ist daher keine bürokratische Schikane, sondern ein wesentlicher Baustein Ihrer rechtlichen und finanziellen Absicherung als Fahrzeughalter.
Die Top 5 HU-Killer: Diese Mängel sind der häufigste Grund für eine verweigerte Plakette
Neben den bekannten Schwachstellen wie Beleuchtung und Bremsen gibt es eine Kategorie von Mängeln, die für den Laien oft unsichtbar sind, für uns Prüfer aber sofort ins Auge stechen. Diese „versteckten Killer“ sind oft altersbedingt und zeugen von fortschreitendem Verschleiß. Sie sind besonders tückisch, da sie die Fahrzeugstruktur und -sicherheit fundamental beeinträchtigen können, ohne im täglichen Fahrbetrieb sofort aufzufallen. Ihre Entdeckung ist ein Kernbestandteil unserer Sicherheitsphilosophie.
Hier sind fünf solcher versteckten Mängel, die häufig zu einer verweigerten Plakette führen:
- Durchrostungen an tragenden Teilen: Während oberflächlicher Flugrost unbedenklich ist, sind Durchrostungen an Schwellern, Längsträgern oder Achsaufnahmen ein erheblicher Mangel. Wir prüfen diese Bereiche gezielt, da sie die Stabilität der Karosserie gewährleisten.
- Poröse und rissige Bremsschläuche: Bremsschläuche altern und können mit der Zeit spröde werden. Ein plötzlicher Platzer hätte katastrophale Folgen. Von außen sehen sie oft noch gut aus, doch bei genauer Biegung zeigen sich feine Risse – für uns ein klares Warnsignal.
- Übermäßiges Spiel in der Achsaufhängung: Ausgeschlagene Traggelenke, Spurstangenköpfe oder Gummilager führen zu einem unpräzisen Fahrverhalten und erhöhtem Reifenverschleiß. Wir prüfen dieses „Spiel“ auf der Rüttelplatte und mit dem Montiereisen, um lockere Verbindungen aufzuspüren.
- Alterung der Reifen: Ein Reifen kann trotz ausreichender Profiltiefe ein Sicherheitsrisiko darstellen. Nach etwa sechs bis acht Jahren wird die Gummimischung hart und verliert an Haftung, besonders bei Nässe. Wir prüfen daher immer auch das DOT-Datum (Herstellungsdatum) auf der Reifenflanke.
- Undichtigkeiten und Ölverlust: Ein schwitzender Motor mag normal erscheinen, aber tropft Öl auf den heißen Auspuff, besteht Brandgefahr. Stärkerer Ölverlust am Motor, Getriebe oder an Stoßdämpfern ist nicht nur eine Umweltbelastung, sondern auch ein erheblicher Mangel.
Die gezielte Suche nach diesen Defekten ist es, was die professionelle Prüfung von einer oberflächlichen Laien-Kontrolle unterscheidet. Sie sind ein Paradebeispiel dafür, wie der HU-Bericht die unsichtbare Geschichte des Fahrzeugverschleißes aufdeckt.
Das TÜV-Protokoll als Lupe: Was der HU-Bericht über den wahren Zustand des Autos verrät
Beim Kauf eines Gebrauchtwagens gilt der Hinweis „TÜV neu“ für viele als ultimatives Qualitätssiegel. Doch Vorsicht: Eine frische Plakette ist keine Garantie für ein gutes Auto. Sie bestätigt lediglich den vorschriftsmäßigen Zustand zum Zeitpunkt der Prüfung. Viel aufschlussreicher ist es, den HU-Bericht – und idealerweise auch ältere Berichte – als eine Art Lupe zu verwenden, um die Fahrzeug-DNA zu entschlüsseln. Ein kritischer Blick kann vor teuren Fehlkäufen schützen.
Eine kurz vor dem Verkauf durchgeführte HU kann ein Warnsignal sein. Wurden möglicherweise nur die allernötigsten Reparaturen durchgeführt, um die Plakette zu erhalten, während andere, kostspielige Probleme ignoriert wurden? Ein Bericht „ohne Mängel“ bei einem zehn Jahre alten Fahrzeug mit hoher Laufleistung ist zwar möglich, aber auch Anlass zur Nachfrage. Fordern Sie die Werkstattrechnungen für die HU-Vorbereitung an. So sehen Sie, was tatsächlich investiert wurde. Noch wertvoller ist die Historie: Bitten Sie den Verkäufer um die Berichte der letzten Untersuchungen. Wiederkehrende „geringe Mängel“ in denselben Baugruppen (z. B. immer wieder leichter Ölverlust) können auf ein chronisches Problem hindeuten, das nie richtig behoben wurde. Diese Mängel-Muster sind Gold wert.
Der Kilometerstand ist ein weiterer entscheidender Punkt. Vergleichen Sie den auf dem HU-Bericht vermerkten Kilometerstand mit dem aktuellen Tachostand und den Einträgen im Serviceheft. Große Abweichungen oder eine unlogische Entwicklung können ein Hinweis auf eine Tachomanipulation sein. Seien Sie skeptisch und fragen Sie nach. Ein seriöser Verkäufer wird Ihnen alle Unterlagen transparent zur Verfügung stellen.
Ihre Checkliste: TÜV-Bericht beim Gebrauchtwagenkauf richtig bewerten
- Kilometerstand abgleichen: Vergleichen Sie den Wert auf dem aktuellen HU-Bericht mit dem Tacho und den Einträgen im Serviceheft auf Plausibilität.
- Datum der HU prüfen: Ist die Plakette erst wenige Tage alt? Das kann ein Zeichen sein, dass das Fahrzeug gerade so für den Verkauf “fit gemacht” wurde.
- Alte HU-Berichte anfordern: Fragen Sie aktiv nach den Berichten der letzten Jahre und suchen Sie nach wiederkehrenden Mängeln oder Reparaturstaus.
- Bei “ohne Mängel” nachhaken: Verlangen Sie bei älteren Fahrzeugen mit makellosem Bericht die dazugehörigen Werkstattrechnungen, um den Umfang der Vorbereitung zu sehen.
- Echtheit verifizieren: Im Zweifelsfall können Sie die angegebene Prüforganisation kontaktieren, um sich die Echtheit des Berichts bestätigen zu lassen.
Letztendlich gibt Ihnen nicht die Plakette die größte Sicherheit, sondern Ihr Verständnis dessen, was im Bericht steht – und was vielleicht zwischen den Zeilen verborgen ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Der HU-Bericht ist mehr als ein Zertifikat; er ist ein aktives Diagnose-Werkzeug für den Zustand Ihres Fahrzeugs.
- “Geringe Mängel” sind keine Nebensächlichkeit, sondern wichtige Frühwarnindikatoren für zukünftige, teurere Reparaturen.
- Beim Gebrauchtwagenkauf ist die Historie der HU-Berichte oft aufschlussreicher als eine einzelne, frisch bestandene Prüfung.
Ihre Verantwortung auf der Straße: Die kompromisslose Gewährleistung der technischen Fahrzeugsicherheit
Am Ende des Tages geht es bei der Hauptuntersuchung um weit mehr als um Bürokratie oder die Vermeidung von Bußgeldern. Es geht um die grundlegende Sicherheitsphilosophie, die unserem Straßenverkehr zugrunde liegt: Jeder Teilnehmer muss darauf vertrauen können, dass die anderen Fahrzeuge technisch sicher sind. Die HU ist das wichtigste Instrument, um diesen Grundsatz flächendeckend zu gewährleisten. Sie ist Ausdruck der Verantwortung, die jeder Fahrzeughalter nicht nur für sich selbst, sondern für alle anderen Verkehrsteilnehmer trägt.
Der Fahrzeugbestand in Deutschland wird immer älter. Wie der aktuelle TÜV-Report zeigt, beträgt das Durchschnittsalter der bei der HU vorgeführten Fahrzeuge mittlerweile 10 Jahre. Mit zunehmendem Alter steigt naturgemäß der Verschleiß und damit die Wahrscheinlichkeit technischer Defekte. Diesen direkten Zusammenhang bestätigt auch Andreas Röse, Technischer Leiter bei TÜV Rheinland in Berlin/Brandenburg, mit einer klaren Aussage:
Die Mängelquote ist eine Kennziffer für Verkehrssicherheit. Mit zunehmendem Alter nehmen auch die technischen Mängel zu.
– Andreas Röse, TÜV Rheinland, Technischer Leiter Berlin/Brandenburg
Diese Erkenntnis unterstreicht die Notwendigkeit der regelmäßigen, neutralen Überprüfung. Ohne die HU würden unzählige Fahrzeuge mit sicherheitskritischen Mängeln wie defekten Bremsen oder maroden Fahrwerken unentdeckt weiterfahren – eine unvorstellbare Gefahr. Indem Sie Ihr Fahrzeug fristgerecht prüfen lassen und die festgestellten Mängel beheben, leisten Sie einen aktiven und unverzichtbaren Beitrag zur kollektiven Sicherheit auf unseren Straßen.
Sehen Sie den nächsten HU-Termin also nicht als lästige Pflicht, sondern als Chance: die Chance, die Sicherheit Ihres Fahrzeugs von einem Experten bestätigen zu lassen und Ihre Verantwortung als kompetenter und vorausschauender Verkehrsteilnehmer wahrzunehmen.
Häufig gestellte Fragen zur modernen Abgasuntersuchung
Welche Methode wird bei meinem Fahrzeug angewendet?
Fahrzeuge ab Baujahr 2006 (mit Abgasnorm Euro 4 oder höher) werden in der Regel per OBD-Diagnose geprüft. Dabei werden die elektronischen Systeme des Fahrzeugs ausgelesen. Ältere Fahrzeuge werden weiterhin mit der klassischen Endrohrmessung mittels einer Sonde überprüft.
Was sind Readiness-Codes?
Readiness-Codes, oder Bereitschaftscodes, sind Statusanzeigen der fahrzeugeigenen Diagnose. Sie zeigen an, ob alle abgasrelevanten Systeme ihre internen Selbsttests erfolgreich abgeschlossen haben und somit für die AU-Prüfung “bereit” sind. Sind sie nicht gesetzt, kann die Prüfung nicht abgeschlossen werden.
Welche P-Codes führen zum Durchfallen?
Bestimmte Fehlercodes (P-Codes für “Powertrain”) führen direkt zum Nichtbestehen der AU. Dazu gehören kritische Fehler wie P0420 (unzureichende Katalysatorwirkung), P0401 (Fehlfunktion im Abgasrückführungssystem/AGR) oder P2002 (Problem mit der Effizienz des Dieselpartikelfilters).